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vom 24.05.2009 |
Der Bühnenaufbau mit den vielen Instrumenten verwirrt ein wenig. Selbst wenn man den Namen der Instrumente wüsste, könnte man nicht viel damit anfangen. Immerhin sind die Musiker allesamt Mitglied der Brandenburger Symphoniker, das beruhigt, hat dann aber mit dem, was der Abend bietet, nichts zu tun. Außer einmal vielleicht, aber dazu später.
Die ersten Töne erklingen, tiefe Töne, geblasen auf zwei Alphörnern. Einige Vögel verlassen zeternd ihre abendlichen Ruheplätze in den umstehenden Bäumen am Martin-Luther- Platz, dann konzentriert sich alles auf die Bühne und die fünf Musiker, die in den nächsten zwei Stunden höchst Ungewöhnliches präsentieren. Sie kündigen eine musikalische Reise durch die Zeit und rund um die Welt an. Diese Beschreibung trifft das Konzert recht gut, denn an Genres, Gattungen, Epochen und Stilrichtungen lässt sich die Musik von Jacaranda nicht festmachen.
Derwisch, das erste Stück des Abends, beginnt mit langen, ruhigen Alphornklängen. Da scheinen Titel und Instrument schon nicht zueinander zu passen. Das einsetzende Saxophon produziert osteuropäische Klänge, das Tempo steigert sich, angetrieben von Trommeln, bis es mit Einsatz der Luren wild tänzerisch wird. Luren sind Blasinstrumente, die auf antike Vorbilder zurückgehen. Damit zeigt sich schon der Spannungsbogen, den die Musik schlägt: Uralte nordische Blasinstrumente treffen auf kaum ein paar Jahrhunderte alte, in der Schweiz gebräuchliche Alphörner und verbinden sich mit dem vergleichsweise noch jugendlichen Saxophon zu einer musikalischen Klangeinheit, der es an Vergleichen fehlt. Die Instrumente spielen dabei nicht die ihnen typischerweise zugeschriebene Art von Musik. So entstehen völlig neue Klangfarben.
Die musikalischen Themen scheinen der Musik der Völker zu entspringen. Teilweise tun sie dies tatsächlich, so beispielsweise in dem Stück „Kangding Love Song“, für das ein chinesisches Volkslied für Saxophon, Horn, Alphorn, Percussion und Marimba bearbeitet wurde, oder in Karry- Dance, das irische Vorbilder hat, wozu die Pennywhistle hervorragend passt, erstaunlicherweise aber genauso gut das Alpendidgeridoo.
In „Solei du midi“ spielen die Alphörner dann endlich, wie man es sich in den Schweizer Bergen vorstellt, dazu übernimmt das Vibraphon den Klang der Kuhglocken, doch bevor es dem Zuschauer zu heimelig wird, erschallt aus einem geöffneten Fenster eines Hauses am Platz die Pennywhistle und mischt mit.
Um auf den Anfang zurückzukommen: In „Madrugada“ wartet ganz klassisch das Fagott mit einem Thema aus dem „Musikalischen Opfer“ von Johann Sebastian Bach auf, zu dem das Didgeridoo einen Grund legt. Aber inzwischen erstaunt es schon niemanden mehr, wenn Waldhörner, Alphörner, Kastagnetten und Kesselpauken hinzu kommen und der Musik eine andere Wendung geben. In „Heartbeat“ fährt das Ensemble nahezu alles auf, worauf sich schlagen oder Geräusch erzeugen lässt: Trommelränder, Vibraphongestell, Congas, Maracas, Tempelblocks, Crotales – es klingt zunächst wie das Ticken und Klingeln in einem Uhrenladen, bis die Congas schließlich kräftig den rhythmischen „Herzschlag“ hören lassen.
Keines der Stücke an diesem Abend tritt in derselben Besetzung auf, und so wird es auch keine Sekunde langweilig. Die Musik ist oft stark rhythmisch und percussionbetont. Es gibt aber auch ruhige Stücke, wie das Lied an den Mond „Canto della Luna“, ein Liebeslied, das sanft auf dem Horn geblasen von perlenden, sich auf und ab bewegenden Tonfolgen auf Vibraphon und Marimba umspielt wird. Einen wahren Wirbel entfacht das Stück „Play with Fire“, das mit energiegeladener Percussion und virtuos gespielter Marimba einen mitreißenden Abschluss bildet.