Experimentierfreude
bewegt EW-Gäste
Jacaranda-Ensemble nimmt Tittlinger
Publikum auf musikalische Reise mit
Haben im Museumsdorf überzeugt: die
Instrumentalisten des Jacaranda-Ensembles. (Foto: Scholz)
Tittling. Musik nimmt verschiedene Wege, die
Menschen zu berühren. Rhythmen animieren die Motorik, Groove geht
in den Bauch, Kitsch tippt oberflächlich an die Sinne, Klassik
oder Jazz dringt bisweilen ganz tief in die Seele. Die Musik des
Jacaranda-Ensembles - fünf tendenziell junge, klassisch
ausgebildete Instrumentalisten - greift vorwiegend ans Herz.
Wie
bei einer spontanen Umarmung geriet dies beim EW-Auftritt im
Museumsdorf Tittling gelegentlich rührselig, weshalb im Publikum
immer wieder Hände verstohlen über Wangen wischten. Doch von
ein paar TV-Show-tauglichen Unterhaltungseinlagen abgesehen,
vermittelten die fünf sympathischen Musiker aus Berlin und
Brandenburg reine Spiel- und Experimentierfreude. Da sie Musik als
Oberbegriff möglicher Formen begreifen und in der Lage sind, sich
originalgetreu in verschiedene Kategorien hineinzufinden, war ihr
Konzert tatsächlich das, was in der Ankündigung etwas
abgegriffen klang: eine musikalische Reise durch Europa, Abstecher in
die weitere Welt inbegriffen. Von einem bulgarischen Derwisch, einem
Fußmarsch übers Schottische Hochland oder einem
Sonnenaufgang im wüsten Galizien hat sich das weit gereiste
Ensemble zu Kompositionen inspirieren lassen, die jeweilige
Landesfolklore aufgreifen und auch Improvisation zulassen, ohne die
mitteleuropäische Disziplin ganz abzuwerfen. Sogar
inbrünstiger Blues findet dabei seinen Platz. Der riesige
Instrumentenpark des Ensembles beeindruckte nicht nur optisch. Die drei
Bläser und zwei Schlagwerker wussten auch virtuos und effektvoll
mit Xylophon, Pauken, Gongs, Trommeln, Digeridoo, Alp-, Wald- und
norwegischen Hörnern umzugehen. Allein Sebastian Pietsch, der
durchs Programm führte, wechselte zwischen Flöten, Sopran-,
Tenor- und Baritonsaxofon sowie quer durch die Percussion. Das Alphorn
harmoniert mit der Piccoloflöte, das Tenorsax mit dem
australischen Blasrohr; so geht die Absicht des Ensembles auf, zu
zeigen, dass es in der Musik keine Grenzen gibt. In einem als
„Traummusik“ bezeichneten Stück transzendieren sie diese Botschaft
zum reinen Klangerlebnis. Der hohe Ziegelbau der ehemaligen
böhmischen Glashütte, den EW-Gönner Georg Höltl zur
Verfügung stellte, brachte das vielseitige Ensemble akustisch
bestens zur Geltung. Mit viel Herz gespielt, flogen den Musikern die
Herzen der Zuhörer wild applaudierend zurück.
Gabriele
Blach |