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vom 10.07.2007
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Experimentierfreude bewegt EW-Gäste
 
Jacaranda-Ensemble nimmt Tittlinger Publikum auf musikalische Reise mit


Haben im Museumsdorf überzeugt: die Instrumentalisten des Jacaranda-Ensembles. (Foto: Scholz)


Tittling. Musik nimmt verschiedene Wege, die Menschen zu berühren. Rhythmen animieren die Motorik, Groove geht in den Bauch, Kitsch tippt oberflächlich an die Sinne, Klassik oder Jazz dringt bisweilen ganz tief in die Seele. Die Musik des Jacaranda-Ensembles - fünf tendenziell junge, klassisch ausgebildete Instrumentalisten - greift vorwiegend ans Herz.
Wie bei einer spontanen Umarmung geriet dies beim EW-Auftritt im Museumsdorf Tittling gelegentlich rührselig, weshalb im Publikum immer wieder Hände verstohlen über Wangen wischten. Doch von ein paar TV-Show-tauglichen Unterhaltungseinlagen abgesehen, vermittelten die fünf sympathischen Musiker aus Berlin und Brandenburg reine Spiel- und Experimentierfreude. Da sie Musik als Oberbegriff möglicher Formen begreifen und in der Lage sind, sich originalgetreu in verschiedene Kategorien hineinzufinden, war ihr Konzert tatsächlich das, was in der Ankündigung etwas abgegriffen klang: eine musikalische Reise durch Europa, Abstecher in die weitere Welt inbegriffen. Von einem bulgarischen Derwisch, einem Fußmarsch übers Schottische Hochland oder einem Sonnenaufgang im wüsten Galizien hat sich das weit gereiste Ensemble zu Kompositionen inspirieren lassen, die jeweilige Landesfolklore aufgreifen und auch Improvisation zulassen, ohne die mitteleuropäische Disziplin ganz abzuwerfen. Sogar inbrünstiger Blues findet dabei seinen Platz. Der riesige Instrumentenpark des Ensembles beeindruckte nicht nur optisch. Die drei Bläser und zwei Schlagwerker wussten auch virtuos und effektvoll mit Xylophon, Pauken, Gongs, Trommeln, Digeridoo, Alp-, Wald- und norwegischen Hörnern umzugehen. Allein Sebastian Pietsch, der durchs Programm führte, wechselte zwischen Flöten, Sopran-, Tenor- und Baritonsaxofon sowie quer durch die Percussion. Das Alphorn harmoniert mit der Piccoloflöte, das Tenorsax mit dem australischen Blasrohr; so geht die Absicht des Ensembles auf, zu zeigen, dass es in der Musik keine Grenzen gibt. In einem als „Traummusik“ bezeichneten Stück transzendieren sie diese Botschaft zum reinen Klangerlebnis. Der hohe Ziegelbau der ehemaligen böhmischen Glashütte, den EW-Gönner Georg Höltl zur Verfügung stellte, brachte das vielseitige Ensemble akustisch bestens zur Geltung. Mit viel Herz gespielt, flogen den Musikern die Herzen der Zuhörer wild applaudierend zurück.

Gabriele Blach