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Märkische Allgemeine Zeitung
vom 16.08.2011



Klang-Welten-Bummler

Das Ensemble Jacaranda bescherte der Saison in
der Vielitzer Musikscheune ein mitreißendes Finale

Gut gefüllt war am Sonntagnachmittag die Vielitzer Kulturscheune. Das Ensemble Jacaranda verabschiedete die diesjährige Saison mit einem mitreißenden Auftritt. Trotz des verregneten Sommers sei es die erfolgreichste Spielzeit denn je gewesen, sagtScheunen-Betreiber Reinhard Hagen: „Wir waren jedes Mal ausverkauft.“ In das tiefe Grollen der Alphörner klagt sich leise ein Ton: schmeichelnd, sehnsüchtig, melancholisch, schraubt er sich höher, lauter, eindringlicher. Unwillkürlich glaubt man, einen Muezzin vom Minarett zum Gebet rufen zu hören. Dann setzen die Trommeln ein, stampfend, tranceartig – ein Hauch Afrika. Das Stück „Derwisch“ ist die erste Station der musikalischen Weltreise, auf die Jacaranda das Publikum mitnehmen.

Die fünf Musiker, die sämtlich den Brandenburger Symphonikern angehören, sind seit Gründung des
Ensembles im Jahr 1997 weit herumgekommen. Ihre Tourneen führten sie durch alle Teile der Welt und von überallher haben sie Einflüsse mitgebracht. „Unser Programm ist eine große Reise“, sagt Thomas Hoffmann. „Eine räumliche und auch eine zeitliche.“ Auf ein orientalisches Stück folgt ein irisches, dem Reich der Mitte ist bei einem in China äußerst beliebten Liebeslied zu lauschen. Bei „Madrugada“ aus Spanien hört man Carmen mit ihren Kastagnetten klappern, bevor die Klänge ein militärisches Marsch-Timbre bekommen. Vorlage des Stückes war allerdings eine Fuge von Johann Sebastian Bach. Die vielfältigen Klänge sind oft kaum einzuordnen. Das ist nicht zuletzt der Fülle an exotischen Instrumenten geschuldet, die die Musiker in aller Welt gesammelt haben und die sie unbekümmert einsetzen. Schon die Alphörner sind ein Blickfang, wenn Hoffmann dann noch riesigen Südseemuscheln Töne entlockt und der Percussionist Matthias Dressler mit sichtlichem Spaß und vollem Körpereinsatz die Marimba bearbeitet, ist das sowohl optisch als auch klanglich ein Hochgenuss. Ein aus einem Alphorn gebautes Didgeridoo ist einzigartig weltweit. Und wenn dann noch Sebastian Pietsch loslegt!

Virtuos und mit überwältigender Präsenz
verzaubert er mit Sopran-, Tenor- und Bariton-Saxofon – und manchmal ist ihm eines nicht genug, dann spielt er auf zweien gleichzeitig. Auf eine Musikrichtung wollen sich die Herren nicht festlegen lassen – die Bandbreite reicht von Klassik über Weltmusik, Folklore, Jazz bis hin zum Blues. „Was immer es ist, es macht uns Spaß“, sagt Hoffmann. Davon erzählen auch die Anekdoten, die Jacaranda locker einstreuen. Hoffmann plaudert über die intensive Beziehung des Musikers zu seinem Instrument – in seinem Fall Polygamie, da er sowohl Alphorn als auch Waldhorn spielt. Oder auch die Belehrung eines Straßenmusikanten aus L.A., der die Mannen von Jacaranda wenig geschäftstüchtig fand. „Ihr dürft doch nicht das ganze Lied spielen! Spielt die ersten vier Takte. Wer mehr hören will, soll eure CD kaufen!“ reb